Montag, 16.07.2018

Internationale Neugier auf Müllentsorgung

Mit dem Müll ist das so eine Sache. Die meisten von uns produzieren ihn. Aber wenn sich der Deckel der Restmülltonnen schließt, ist das Thema erledigt. Es sei denn, die Abfallentsorgungsanlage befindet sich direkt vor der Tür, so wie in Rosenow. Die zuständige Ostmecklenburgisch-Vorpommerschen Verwertungs- und Deponiegesellschaft mbH(OVVD) bemüht sich aber auch hier um Transparenz. Kürzlich lud sie zu einem Tag der offenen Tür. Geschäftsführer Eiko Potreck hat da beobachtet, dass das Interesse an der Müllentsorgung, aber auch an der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung groß ist. Die Kollegen hatten bei den Führungen gut zu tun. Sie beantworteten auch Fragen über die geplante Deponieerweiterung und warum sie sein müsse. Die Genehmigung dafür steht allerdings noch aus.

Auch der Beschwerden von Anwohnern über üble Gerüche aus der Abfallbehandlungsanlage haben sich die Rosenower angenommen und Betriebsabläufe optimiert. Außerdem läuft derzeit eine „Riechstudie“. Die Kieler Firma Olfasense hat sich für ihre Geruchsmessungen im Raum Rosenow, Briggow und Tarnow Menschen mit durchschnittlichem Geruchsvermögen gesucht. Zu unterschiedlichen Zeiten, tags und nachts sind sie immer wieder im Einsatz. Die Abfallentsorger wissen nicht, wann und wo.

Eine Kooperation besteht mit Tunesien

Woanders in der Welt ist das Interesse auch groß an derartigen Anlagen und an solchen, wie sie in Rosenow zu finden sind. Das ist zu spüren, wenn sich internationale Gäste bei der OVVD umschauen, wie gerade Vertreter aus Politik und Wirtschaft aus dem nordafrikanischen Land Tunesien. Mit seinen etwa 11 Millionen Einwohnern produziert Tunesien gegenwärtig etwa 2,5 Millionen Haushaltsabfälle pro Jahr; für die Ballungsräume wird eine jährliche Steigerung um rund drei Prozent prognostiziert. Der Großteil der tunesischen Siedlungsabfälle wird derzeit unbehandelt deponiert, so bleibt das in den Abfällen enthaltene stoffliche und energetische Verwertungspotenzial weitestgehend ungenutzt. „Derzeit werden Haushaltsabfälle in Tunesien kaum behandelt. Hier ist Potenzial. Der Fokus liegt dabei auf der Errichtung mechanisch-biologischer Abfallbehandlungsanlagen nach Vorbildern aus unserem Land, um eine möglichst nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Dabei stehen hoch qualifizierte Fachleute aus Mecklenburg-Vorpommern den Tunesiern zur Seite“, hieß es nach dem Besuch aus dem Schweriner Wirtschaftsministerium.

Das Ingenieurbüro BN Umwelt GmbH (BNU) aus Rostock unter Leitung des Geschäftsführers Frank Zörner realisiert das Vorhaben mit zwei weiteren Partnern aus Mecklenburg-Vorpommern. Dabei handelt es sich bei einem um die OVVD aus Rosenow, die unter anderem Workshops und Praktika für die tunesischen Partner anbieten wird. „Ziel ist es, die Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Tunesien zu einer Stoffstrom-, Energie- und Ressourcenwirtschaft zu entwickeln“, hieß es in einer Mitteilung. Aber auch Marokkaner, Mexikaner und Brasilianer schauten sich bereits in Rosenow um.

Vitali Klitschko als aufmerksamer Zuhörer

Ein weiter Besuch im Frühjahr ist allen noch gut in Erinnerung. „Im März war Vitali Klitschko hier“, erzählt Eiko Potreck. Der ehemalige Boxweltmeister habe Kolleginnen ein bisschen ins Schwärmen gebracht. Aber der Riese habe jeden Selfie-Wunsch mit Charme gemeistert. „Er kannte sich mit allen Handymodellen aus“. Gegenüber dem Zweimetermann wirkte man aber recht klein, das musste selbst er feststellen. Vitali Klitschko war aber auch ein aufmerksamer Zuhörer. Der Kiewer Bürgermeister wollte sich in Rosenow informieren, wie das Einsammeln und Entsorgen von Abfällen funktionieren kann. Und da können die Rosenower Auskunft geben.

(Bericht: Nordkurier, Bärbel Gudat)