Montag, 22.04.2013

"Strategie-Reserve" hält Müllgebühren stabil

ROSENOW/MALCHIN. Bevor im Jahr 2016 die Müllgebühren im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte vereinheitlicht werden, sollen sie möglichst nicht steigen. „Das ist unser Ziel“, sagte Umweltamtsleiterin Christine Büttner auf Anfrage des Nordkuriers. „Ob es erreicht wird, muss sich zeigen.“ Zumindest bis Ende nächsten Jahres dürfte es in dieser Hinsicht im Bereich Malchin gut aussehen. Denn solange gilt der Entsorgungsvertrag mit der Mitteldeutschen Logistik GmbH, den noch der frühere Landkreis Demmin abgeschlossen hatte. Damals waren die Gebühren im Vergleich zu vorher leicht gesunken. Derzeit kostet im Altkreis die 80-Liter-Tonne bei 14-tägiger Abfuhr 96,20 Euro, bei 28-tägiger Abfuhr 48,10 Euro im Jahr. Dazu kommt jeweils eine Grundgebühr. Beispielsweise im Müritz-Bereich gibt es dagegen bei dieser Tonnengröße nur die 14-tägige Abfuhr, die Gebühr richtet sich auch nach der Personenzahl im Haushalt und beginnt bei 160,32 Euro im Jahr. Die Grundgebühr gibt es hier nicht. Was für das Geld abgefahren wird, das landet aus beiden Regionen auf der Deponie der Ostmecklenburgisch-Vorpommerschen Verwertungs- und Deponie Gesellschaft (OVVD) in Rosenow. Deren Geschäftsführer Hans-Jürgen Geier lässt das Umweltamt optimistisch auf die Zielsetzung stabiler Gebühren blicken. Denn die Deponiepreise machen zwar einen erheblichen Anteil der Müllgebühr aus, doch Geier will sie in der nächsten Zeit gleichfalls stabil halten – so wie sie nach seiner Auskunft seit 2005 nicht gestiegen sind. „Die nächsten zwei, drei Jahre wird es kaum Erhöhungen geben, falls sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ändern“, sagt er. Dazu trägt auch die Erweiterung des Entsorgungsgebietes bei. Mit Beginn des Jahres trat der Landkreis Vorpommern-Rügen der OVVD bei. Sie deponiert nun den Müll von rund einer Dreiviertelmillion Einwohner und kann laut Geier auch bei rückläufigen Müllmengen und Einwohnerzahlen ihre Anlage auslasten. Zusätzlich kaufte sie die mechanische Abfallaufbereitungsanlage in Stralsund, die bisher noch nach Rostock liefert. In dieser Expansion sieht Geier eine Art „strategische Reserve“. Nach Bedarf könne man die nötigen Mengen nach Rosenow steuern. Das sichere mittel- und langfristig eine gute Auslastung. „Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben.“

Ein Kommentar von Georg Wagner:

"Expansion ein Glücksfall"

Als die OVVD sich auf Vorpommern-Rügen ausdehnte und damit praktisch den gesamten Ostteil unseres Bundeslandes beherrscht, soll es in der Branche einen Aufschrei gegeben haben. Das wäre kein Wunder. Denn was aus den Haushalten als Abfall in den Tonnen landet, ist für die Unternehmen längst eine gefragte Ware. Mit Müll lässt sich Geld verdienen. Allerdings nehmen die Mengen unter anderem aufgrund der rückläufigen demografischen Entwicklung ab. Wo weniger Menschen wohnen, wird eben weniger weggeworfen, die Konkurrenz um die verbleibenden Mengen damit größer. Die kommunal beherrschte OVVD hat sich mit der Expansion ihr Stück gesichert und kann damit ihre Anlagen über Jahre auslasten. Weil sich das günstig auf die Müllgebühren auswirkt, darf man diese Expansion aus Sicht der Bürger durchaus als Glücksfall betrachten.