Samstag, 17.03.2018

Das mühsame Werben um neue Lehrlinge

Rosenow. "Mal sehen, wer vorbeikommt". Gegen 9 Uhr am Sonnabend war der Technische Leiter, Stephan Schütt, noch zuversichtlich. Alles war für mögliche Interessenten vorbereitet. Die Materialien zur kommunalen Entsorgungsgesellschaft, der Ostmecklenburgisch-Vorpommerschen Verwertungs- und Deponiegesellschaft (OVVD), und zu den drei Ausbildungsberufen lagen griffbereit auf dem Tisch. Auch das Betriebsgelände hätte besichtigt werden können. Nicht nur die Deponie selbst, sondern ebenso die Mechanisch-biologische Abfallaufbereitungsanlage als ein Tochterunternehmen am Standort Rosenow. Deponieberge können durch die Aufbereitung dort um mehr als die Hälfte reduziert werden. Aus dem so gewonnenen Ersatzbrennstoff wird in Stavenhagen Wärme produziert.

Die OVVD gehört außerdem mit zum Regionalen Unternehmungsnetzwerk Mecklenburgische Schweiz. Das hatte seine Mitglieder gebeten, einen Tag des offenen Unternehmens mitzugestalten. Der sollte Schüler, aber auch deren Eltern ansprechen. Denn die sind in den meisten Fällen wichtige Ratgeber für ihre Kinder. Diesmal lockte das Angebot in Rosenow jedoch nicht. Entmutigen lassen wollen sich die Entsorger aber auf keinen Fall. Sie wissen, dass es in der heutigen Zeit nicht einfach ist, Auszubildende zu finden. "Wir stehen auch in Konkurrenz mit anderen", ist sich Stephan Schütt bewusst. Die Verantwortlichen nutzen deshalb verschiedene Möglichkeiten der Werbung, bieten Praktika an. Wer anruft und sich informieren will, wird gern eingeladen. Außerdem haben sich die Rosenower entschieden, "offensiv" auf der Straße zu werben. Auf einigen der bekannten grünen Containern, die mit den eigenen LKW unterwegs sind, ist zu lesen "Wir bilden aus", verbunden mit der entsprechenden E-Mail-Adresse.

Es gibt im kommunalen Unternehmen zumindest für Jungen verlockende Ausbildungsangebote: In Rosenow werden Berufskraftfahrer und Mechatroniker ausgebildet. Neun Laster umfasst die OVVD-Flotte, mit je zwei Stammfahrern, die für ihr Fahrzeug zuständig sind. Vorgenommen werden müssen Transporte von den Umschlagstationen und in Richtung Heizkraftwerk Stavenhagen. Es müsse zwar in zwei Schichten gearbeitet werden, sagte Stephan Schütt. Im Vergleich mit anderen Unternehmen gibt es allerdings feste Arbeitszeiten und niemand müsse die ganze Woche ausliegen. Die Mechatroniker lernen dreieinhalb Jahre. Ihr Einsatz reicht vom Maschinen- und Anlagenbau über Programmierungen bis hin zur Fehlerdiagnosen bei Störungen.

Der ebenfalls angebotene Ausbildungsberuf Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ist schon etwas spezieller und nicht so bekannt. Gerade hier sei das Ausbildungsprofil über die drei Jahre sehr breit angelegt, erläuterte der Technische Leiter. Auch die Sickerwasserkläranlage oder das Deponiegas-Blockheizkraftwerk wären Einsatzorte einer so ausgebildeten Fachkraft. Wie in den beiden anderen Fällen gibt es bei der Ausbildung Partner. Das sind zum Beispiel das Bildungsinstitut für Umweltschutz und Wasserwirtschaft (BUW) oder der Verkehrsausbildungszentrum (VAZ) Neubrandenburg.  Die Ausbilder im Unternehmen halten engen Kontakt zu den Berufsschulen in Güstow, Neustrelitz oder Ribnitz-Damgarten.

Jetzt im März ist die Zeit, wo die ersten Bewerbungen eintreffen. Bislang konnte die OVVD die Lehrstellen immer besetzen. Das soll auch in diesem Jahr klappen. Aber noch gibt es keine Bewerber für alle drei Ausbildungsberufe. Dabei haben die jungen Leute im Unternehmen durchaus eine gute Perspektive. Das liegt an der aktuellen Alters- und Stellenstruktur. Es gibt Mitarbeiter, welche jetzt die 60 überschritten haben und in den nächsten Jahren in die wohlverdiente Rente gehen. Sie sollen rechtzeitig ihre jungen Nachfolger einarbeiten können. (Quelle: NK Bärbel Gudat)